Auf dem geschichtsträchtigen Soldatenfriedhof in Zell an der Speck findet jedes Jahr am Volkstrauertag eine Gedenkveranstaltung statt. Die Kreiskriegervereinigung Eichstätt-Land und die Marktgemeinde Nassenfels dankten Pfarrer Andriy Mykhaleyko dafür, dass der Gedenktag lebendig bleibe als Zeugnis und Mahnung für das Bestreben nach Frieden.
In Zell mussten am 25. April 1945 neunzehn junge Männer ihr Leben lassen. Zahlreiche Fahnenabordnungen und Kameraden er Kriegervereine aus der Umgebung sowie Kameraden des Standortes Neuburg und Gäste aus der Politik waren gekommen. Während der Feier gedachten die Beteiligten nicht nur der gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege, die Veranstaltung stand auch im Zeichen des aktuellen Terrors und der Gewalt in der Ukraine und in Gaza. Mykhaleyko, der die Stätte segnete, erzählte Schlimmes aus seiner Heimat der Ukraine, wo tiefe Wunden in die Familien gerissen werden.
“Vor 80 Jahren wurde in Deutschland eine Demokratie aufgebaut die Frieden gebracht hat”, erinnerte er. Dieser Frieden müsse nach seiner tiefen Überzeugung wieder mehr geschätzt und mit allen Anstrengungen erhalten werden. Die Menschen trügen ihre Wunden vor Gott und der Glaube gebe ihnen Halt. Es lohne sich, das Gute zu tun. Und sei ein Schritt zum Frieden auch noch so klein, er werde etwas bewirken, versicherte Mykhaleyko. Bürgermeister Thomas Hollinger knüpfte mit seiner Rede daran an: ” In Zusammenhang mit diesen Weltkriegen kommen uns gedanklich viele Bilder und Szenen in Schwarz-Weiß in den Sinn.” Es gebe nurmehr wenige, die das Grauen in Farbe miterleben mussten. Für die Soldaten sei der Krieg kein Spiel gewesen – er habe für sie Schmerz, Leid und Tod gebracht. Allein im Zweiten Weltkrieg starben rund 70 bis 80 Millionen Menschen, darunter rund acht Millionen Deutsche. Und jetzt bekämen die Bilder von den aktuellen Konflikten auf der Welt auch für uns Farbe und würden Realität. Die heutigen Kriege seien nicht nur Angelegenheit anderer Nationen in entfernten Ländern – sie seien vielmehr eine ernste Bedrohung und somit drängende Mahnung an uns alle: Krieg, Terror, Gewalt, Hass und politische Ignoranz – das seien keine Geschichten der Vergangenheit, sie seien wieder präsent.
Der Vorsitzende der Kreiskriegervereinigung Eichstätt-Land, Andreas Husterer, erinnerte daran, dass die begrabenen Soldaten nicht zuletzt auch für uns gestorben seien. “Und weil wir in Deutschland nicht vergessen, weil die Erinnerung keinen Schlussstrich kennt und weil wir uns der Verantwortung, die aus der Vergangenheit entsteht, jedes Jahr aufs Neue stellen, gibt es den Volkstrauertag”, stellte er heraus. Es sei ein Tag der nach dem Erstem Weltkrieg eingeführt wurde. Während der NS-Zeit sei er zu Propagandazwecken und zur Heldenverklärung missbraucht worden und schließlich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge erneut als nationaler Trauertag, im Gedenken an die Opfer beider Weltkriege, eingeführt worden.
Aufgrund der geopolitischen Lage sei er heute wieder elementar wichtig. Wer sich der Vergangenheit stelle, der verzichte nicht auf die Zukunft. “Überzeugen wir möglichst viele von denen, die daran zweifeln”, forderte er. Demokratie sei nie fertig, wäre anstrengend und verlange Engagement.
